Interessengemeinschaft Bauernhaus zu Besuch

Letztes Wochenende haben rund 30 Vereinsmitglieder der Interessengemeinschaft Bauernhaus (IGB) aus ganz Deutschland unsere Baustelle im Rahmen einer Fortbildung besucht.

Die Teilnehmer der Fortbildung reisten aus Franken, Hessen, dem Spreewald, der Rhön, dem Thüringer Wald, dem Oderbruch, Aschersleben und vielen weiteren Orten an. Organisiert und geleitet wurde das Wochenende von dem im Mindener Raum bekannten Architekten Wolfgang Riesner und Heinz Riepshoff, der sich bereits seit 40 Jahren im Verein engagiert.

Die IGB mit ihren rund 6.000 Mitgliedern widmet sich seit Anfang der 1970er Jahre dem Erhalt historischer Bausubstanz. Im Mittelpunkt stehen ländliche Bauten, also Bauernhäuser samt Wirtschaftsgebäuden, aber auch Wohnstätten der kleinen Leute, die in Bauernhäusern samt Nebengebäuden, in Dorfschmieden, Witwenhäusern oder Katen gelebt haben. Die IGB sieht diese Bauten als Ausdruck der Sozial‐ und Wirtschaftsgeschichte vergangener Zeiten und wichtigen Teil des nationalen Kulturerbes, den es zu erhalten gilt.

Herzstück des Vereins und seiner Arbeit sind die rund 150 Kontakt‐ und Außenstellen in ganz Deutschland. Sie helfen ehrenamtlich Menschen, die sich für ein altes Haus interessieren, bei der Entscheidungsfindung und beraten bei auftretenden Fragen und Problemen.

Die Fortbildung war ein gelungener Mix aus Theorie und Praxis. Zunächst berichteten die „Medienschaffenden“ der IGB über ihre Arbeit. Die Zeitschrift „Der Holznagel“ erscheint zweimonatlich mit seinen Fachartikeln und Praxisberichten, die Homepage ist das tagesaktuelle Medium der IGB, in ihren Tiefen stecken auf über 700 Seiten umfangreiches Fachwissen.

Im theoretischen Teil der Veranstaltung ging es außerdem darum, welche Wege beispielsweise bei drohenden Häuserabrissen sinnvoll und auch gangbar sind. Das Spektrum der Möglichkeiten reichte von der pointierten Öffentlichkeitsarbeit bis hin zum Einschalten des Petitionsausschusses der jeweiligen Landtage. Mithilfe einer Powerpoint‐Präsentation berichtete Vorstandsmitglied Heinz Riepshoff von diversen Häuserrettungen in den letzten 40 Jahren und zeigte gleichzeitig die Haken und Ösen auf. Fazit seiner Ausführungen war: es ist möglich, vom Abriss bedrohte alte Bausubstanz zu retten und zu erhalten. Dies sollte jedoch nie im Alleingang erfolgen. Kooperationen, manchmal auch quer durch alle Parteien, sind unverzichtbar. Langer Atem ist oft notwendig, und außerdem eine gewisse Frustrationstoleranz, weil es nicht immer gelingt, alte erhaltenswerte Häuser zu retten. Riepshoff zeigt sehr eindrücklich auf, das regionale Medien, vor allem die Tagespresse, eine wichtige Rolle spielen: „Nichts bleibt so gut im Gedächtnis der Menschen hängen, wie wenn man sich einmal mit mehreren Pro und Kontra‐Beteiligten öffentlich um ein Haus gekloppt und die örtliche Zeitung darüber berichtet hat.“

Im praktischen Teil der Weiterbildung führte Wolfgang Riesner, ebenfalls im Bundesvorstand der IGB, zu mehreren bereits sanierten oder in der Sanierung begriffenen alten Häusern in der Region, wie zum Beispiel Thiemanns Hof. Hier erfuhren die Teilnehmenden bei Minustemperaturen viele Kniffe und Tricks aus der Praxis. „Der erste Gang bei einer Hausbesichtigung“, so Riesner, „führt immer ums Haus herum.“ Von außen sei meist schon, genügend Erfahrung vorausgesetzt, einiges über den Zustand der Bausubstanz ersichtlich. Oft sehe ein Haus verfallen aus, in Wirklichkeit ist die Grundsubstanz jedoch gar nicht so schlecht. Bei den Baubegehungen gehe es ja zunächst um eine Einschätzung, was auf die Interessierten zukommt.

Die restaurierten handwerklichen Maschinen der Phoenix Museumswerkstatt in Windheim ließen so manche Augen aufleuchten, als Uwe Hempfling Einblicke in seine Arbeit gab. Besonders beeindruckt waren viele von der Ordnung, die bei ihm herrscht. Eine IGBlerin sagte gar: „Das muss ich fotografieren und meinem Mann zeigen. So muss eine Werkstatt aussehen!“

Die vom Verein „Denk‐mal! Windheim No.2“ geretteten und sanierten Häuser Windheim No.2 und „Dat lüttke Hues“ dienten als gelungene Beispiele, wie fachgerecht, ökologisch und optisch sehr ansprechend alte Bausubstanz auch jenseits der privaten Wohnnutzung erhalten werden kann.

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